Was die Meta‑Analyse ergeben hat
Die im Journal of Retailing veröffentlichte Meta‑Analyse umfasst 71 Studien aus 17 verschiedenen Ländern mit insgesamt 11.000 Teilnehmern. Diese Datenmenge deutet auf einen klaren Trend hin, den die Autorinnen und Autoren als „Effekt bargeldlos“ bezeichnen. Der Effekt wird zwar als “schwach” beschrieben (statistisch klein, aber signifikant), bleibt aber bestehen: Kartenzahlung führt im Vergleich zu Bargeld zu höheren Ausgaben.
Ein wichtiger Mechanismus dahinter liegt laut Richard Whittle, Ökonom an der Salford Business School, in der “Einfachheit der Kartenzahlung” (z. B. kontaktloses Bezahlen), die Konsumentinnen und Konsumenten dazu verleitet, eher unüberlegt Dinge zu kaufen. Stuart Mills, Dozent für Ökonomie an der University of Leeds, ergänzt, dass Bargeld eine “unmittelbare und sichtbare Rückmeldung” über Ausgaben gibt, was oft als schmerzhaftes Element beschrieben wird und unnötigen Käufen entgegenwirken kann.
Wie die Forscher das einordnen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen, dass der “bargeldlose Effekt” mehrere Facetten hat. Auf die einfache Geste des Kartenzahlens folgt oft weniger Nachdenken über die Notwendigkeit des Kaufs. Die australischen Forschenden sehen diese Verhaltensänderung als relevant für Akademiker, Verbraucher, Handelsakteure und politische Entscheidungsträger. Auch wenn der Effekt als “schwach” bezeichnet wird, ist er groß genug, um eine breitere Diskussion über die langfristigen Folgen bargeldlosen Bezahlens anzustoßen.
Die Ergebnisse der australischen Meta‑Analyse liefern wichtige Hinweise für Entscheidungsträger. Sie zeigen, dass neben der Bequemlichkeit auch steuernde Aspekte des Einkaufsverhaltens überdacht werden sollten. Zusätzlich zu wirtschaftlichen Überlegungen könnten psychologische Ansätze helfen, die Dynamik von Kartenzahlungen besser zu verstehen.
Was das für die Gesellschaft heißt
Der nahtlose Wechsel zur Kartenzahlung ist in vielen Gesellschaften so weit verbreitet, dass der „Effekt bargeldlos“ kaum noch bewusst wahrgenommen wird. Die Studie schlägt vor, dass mehr Sensibilisierung nötig ist, um die Folgen bargeldlosen Bezahlens in größeren sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhängen vollständig zu erfassen. Auf dieser Basis könnten Richtlinien entstehen, die Bargeld als alternative Zahlungsmethode attraktiv halten.
Die Autorinnen und Autoren fordern die wissenschaftliche Gemeinschaft, Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Entscheidungsträger auf, diese Ergebnisse zu bedenken und mögliche politische und soziale Maßnahmen in Erwägung zu ziehen. Dabei wird auch das direkte Feedback der Leserinnen und Leser erbeten: Haben Sie selbst beim Bezahlen mit Karte im Supermarkt Unterschiede festgestellt? Schildern Sie Ihre Beobachtungen und Bemerkungen in den Kommentaren.
Die Erkennung und Bewertung dieser Dynamik kann nicht nur das individuelle Kaufverhalten beeinflussen, sondern auch weitreichendere Folgen für den globalen Einzelhandel haben. Ein tieferes Verständnis dafür, wie Zahlungsmethoden unser Konsumverhalten formen, könnte die Grundlage für eine neue Phase im Handel legen, in der bewusste Entscheidungen impulsiven Käufen vorgezogen werden.