Wie Amber das Leben im Tiny House erlebt
Amber lebt seit fünf Jahren in einem Tiny House, zusammen mit ihrem Partner. Anfangs überwogen die vermeintlichen Vorteile: niedrigere Nebenkosten und weniger Möbelaufwand wirkten verlockend. Für Amber fiel die Bilanz aber nicht durchweg positiv aus. Ein großes Problem war für sie der eingeschränkte Rückzugsraum. Sie erklärt, dass die ständige Nähe in so einem kleinen Raum die Beziehung zu ihrem Partner belastet habe. Ihr Satz bringt das auf den Punkt: „Egal, wie sehr man jemanden liebt: Wenn man rund um die Uhr zusammen ist, nervt man sich zwangsläufig gegenseitig.“
Ein weiteres Problem war der Platzmangel für soziale Treffen. In Ambers Haus reichen die Sitzplätze gerade für zwei Stühle; ein großes Familientreffen mit einem Tisch für acht Personen war schlicht nicht möglich. Besuche von Freunden oder Verwandten waren selten, weil Gäste keine zusätzliche Enge mitbringen wollten. Amber empfand es als belastend, für Treffen auf externe Räume angewiesen zu sein, und fasst zusammen: „Was ich an Nebenkosten und Möbeln spare, bezahle ich mit verpassten Einladungen, Familienfeiern und dem Verlust der Zusammengehörigkeit.“
Wie sich der Markt entwickelt
Das Interesse an Tiny Houses begann etwa um 2018 zuzunehmen und setzte sich in den 2020er Jahren fort. Besonders in Deutschland ist das Thema präsent: 2022 machten Tiny Houses 24 % der Bauanfragen auf der Plattform Comobau aus. Trotz der oft propagierten Einsparungen starten die Einstiegskosten für ein Tiny House bei mindestens 40.000 €. Dazu kommen Ausgaben für Solaranlagen, Baugenehmigungen und notwendige Versorgungsanschlüsse.
Der Markt ist sehr breit gefächert. Angeboten wird alles vom angeblich „kleinsten Tiny House der Welt“ aus Ohio für ca. 4.600 € bis hin zu Luxusvarianten wie dem “Golden House” mit 26 m² Wohnfläche, das ungefähr 230.000 € kostet. Diese Spannweite zeigt, dass sich Tiny Houses preislich und qualitativ stark unterscheiden können.
Rechtliche Hürden und Stolpersteine
Ein weiterer Stolperstein sind die rechtlichen Vorgaben. In vielen Kommunen ist dauerhaftes Wohnen in Tiny Houses nicht erlaubt. Für stationäre Tiny Houses sind reguläre Baugenehmigungen nötig, und es müssen Versorgungsanschlüsse vorhanden sein (zum Beispiel Wasser, Strom, Abwasser), was zusätzliche Kosten bedeutet. Diese gesetzlichen Vorgaben erschweren es, Tiny Houses als dauerhafte Wohnlösung zu etablieren.
Während Tiny Houses ein gemütliches und nachhaltiges Leben versprechen, darf man die damit verbundenen Schwierigkeiten nicht unterschätzen. Für viele bleibt es ein Balanceakt zwischen den versprochenen Einsparungen und den praktischen Einschränkungen. Ambers Bericht macht deutlich, dass die Entscheidung für ein Tiny House gut überlegt sein sollte, denn sowohl finanzielle als auch zwischenmenschliche Faktoren spielen eine entscheidende Rolle.