So haben sie während des Homeoffice gestreamt
Während der Pandemie wurde Arbeiten von zu Hause aus (Homeoffice) zur Lösung, um Mitarbeitende zu schützen und den Betrieb aufrechtzuerhalten. Für die Generation Z hat das den Arbeitsalltag deutlich verändert. Laut der Tubi‑Umfrage, die am 18. März veröffentlicht wurde und 2.502 Erwachsene in den USA befragte, gaben 84 % der Gen‑Z‑Teilnehmer an, während des Homeoffice TV‑Sendungen oder Filme geschaut zu haben. Diese Gewohnheit hat den Arbeitstag für viele geprägt.
Cynthia Clevenger von Tubi betont, dass Streaming „nicht nur passives Hintergrundrauschen“ sei, sondern eine zentrale Rolle dabei spiele, wie junge Mitarbeitende Pausen machen und ihre Konzentration steuern. Streaming bietet so eine Art Begleitung und füllt das soziale Vakuum, das früher durch Gespräche im Büro entstanden ist.
Warum viele dem Büro skeptisch gegenüberstehen
Die Sorge von Arbeitgebern um die Produktivität im Homeoffice ist ein wiederkehrendes Thema. Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, hat kürzlich eine vollständige Rückkehr ins Büro angeordnet und argumentiert, Remote‑Arbeit wäre für junge Fachkräfte wenig effektiv. Das steht im Widerspruch zu den Ergebnissen der Tubi‑Umfrage: Mehr als die Hälfte der befragten Gen‑Z‑Arbeitnehmer gab zu, schon mal Aufgaben aufgeschoben zu haben, um eine Serie weiterzusehen, in die sie investiert waren. Fast die Hälfte dieser Gruppe räumte außerdem ein, Vorgesetzte darüber belogen zu haben, dass sie während der Arbeitszeit streamen.
Eine parallel durchgeführte Studie von Workhuman aus dem Jahr 2024 (3.000 Vollzeitbeschäftigte in den USA, im Vereinigten Königreich und in Irland) bestätigt ähnliche Beobachtungen. Über 30 % der Gen‑Z‑ und Millennial‑Arbeitnehmer gaben zu, „Aktivität vorzutäuschen“ — ein Phänomen, das Workhuman als „Fauxductivity“ bezeichnet.
Verschiedene Blickwinkel aufs Thema Büroarbeit
Expertinnen und Experten sagen, das Problem rund ums Streamen und die Frage nach Produktivität sei vielschichtig. Meisha‑ann Martin von Workhuman warnt davor, das Verhalten junger Mitarbeitender einfach als Faulheit abzutun. Beruflicher Stress, Burnout und fehlendes Engagement könnten Faktoren sein, die das Wohlbefinden beeinträchtigen.
Simran Bhatia von Reality Defender weist darauf hin, dass Hintergrund‑Streaming ähnlich funktioniert wie „Body Doubling“ (eine Methode, bei der Anwesenheit einer anderen Person hilft, fokussiert zu bleiben). Bhatia fordert Unternehmen auf, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Vertrauen fördert und Abläufe so anzupassen, dass sie zu den Verhaltensmustern jüngerer Generationen passen.
Patrice Lindo von Career Nomad bestätigt ebenfalls, dass Streaming während der Arbeit stattfindet, aber nicht zwangsläufig die Produktivität zerstört. Arbeitgeber sollten sich Gedanken darüber machen, wie Aufmerksamkeit und Leistung im modernen Arbeitsumfeld neu definiert werden können.
Das laufende Gespräch über die Rückkehr ins Büro und die Arbeitsgewohnheiten der Generation Z zeigt einen grundlegenden Wandel in der Arbeitskultur. Arbeitgeber und Beschäftigte stehen vor der Aufgabe, einen Mittelweg zu finden, der Produktivität mit den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der jüngsten Mitarbeitergeneration in Einklang bringt.