So ging die San José unter
Die Galeone San José erlitt 1708 ein tragisches Schicksal: Sie wurde während eines britischen Flottenangriffs in der Karibik versenkt. Das Schiff war auf dem Weg zu König Philipp V. von Spanien und sollte eine enorme Ladung nach Europa bringen. An Bord befanden sich geschätzte 11.000.000 Gold‑ und Silbermünzen, Smaragde sowie Truhen voller Juwelen. Der heutige geschätzte Gesamtwert dieser Fracht liegt bei etwa 18.600.000.000 EUR.
Mehr als 300 Jahre nach dem Untergang sorgte die Entdeckung durch die kolumbianische Regierung für internationales Aufsehen. Die genaue Lage des Wracks – in einer Tiefe von etwa 610 Metern – wird als Staatsgeheimnis behandelt. Diese Geheimhaltung unterstreicht, wie heikel Fragen zu Eigentumsrechten und wissenschaftlicher Forschung sind, die von der Regierung Petro (Präsident Gustavo Petro) als vorrangig angesehen werden.
Was bisher geborgen wurde und wie geforscht wird
Bislang sind nur wenige Artefakte geborgen worden: eine Porzellantasse, drei Münzen und eine antike Bronzenkanone. Besonders auffällig ist der gute Erhaltungszustand dieser Kanone, wie in von der Regierung veröffentlichten Bildern zu sehen ist. Das kolumbianische Kulturministerium betont wiederholt, dass die Expeditionen der wissenschaftlichen Erforschung dienen und nicht primär dem Schatzsuchen.
Neben der San José wurden im Jahr 2025 zwei weitere maritime Entdeckungen veröffentlicht. Zum einen wurde der exakte Standort der HMS Endeavour ermittelt (das Schiff, das die Ostküste Australiens erreichte). Zum anderen entdeckte man das bislang tiefste registrierte Wrack in französischen Gewässern vor der Küste von Ramatuelle — auch dort fand man gut erhaltenes Porzellan.
Wer um die Schätze streitet
Der rechtliche Status der Funde der San José bleibt umstritten. Sowohl Kolumbien als auch Spanien erheben Eigentumsansprüche auf das Wrack. Zusätzlich führt Kolumbien ein Schiedsgerichtsverfahren mit der Sea Search Armada, einer Gruppe von US‑Investoren, die behaupten, das Wrack bereits 1982 entdeckt zu haben.
Diese Auseinandersetzungen zwischen Staaten und privaten Investoren machen deutlich, wie kompliziert die Rechtslage ist — selbst mehr als drei Jahrhunderte nach dem Untergang.
Warum die San José mehr ist als nur ein Schatz
Die San José steht für weit mehr als nur ihren sagenhaften Schatz. Sie repräsentiert ein Stück vergessener Geschichte und kulturellen Reichtum. Die Debatten um das Wrack zeigen, wie Schiffswracks zu Brennpunkten werden können, an denen archäologische Interessen, nationale Souveränität und internationale Rechtsansprüche aufeinandertreffen.
Am Ende fasziniert die San José nicht nur wegen ihres märchenhaften Schatzes, sondern auch durch die vielen offenen Fragen, die sie Historikern, Juristen und Abenteurern gleichermaßen stellt. Während die Bergung weitergeht und womöglich noch mehr Enthüllungen anstehen, bleibt das Interesse außergewöhnlich groß — und die Versuchung, Teil dieser Geschichte zu sein, ebenso. Die San José wird daher noch viele Jahre ein ikonisches Symbol der maritimen Weltgeschichte bleiben und könnte zugleich helfen, unser Verständnis der Vergangenheit zu vertiefen.